Die Suche nach dem Arzt meines Vertrauens

 

Vor Beginn einer Behandlung steht die Suche nach dem geeigneten Mediziner,  wenn man nicht bereits einen Arzt seines Vertrauens hat. An diesem Arzt stellt der Patient konkrete Erwartungen, je nach persönlichen Präferenzen und Behandlungsbedarf. Sicherlich steht seine Fachkompetenz bei den meisten Patienten weit oben, aber auch Faktoren wie Freundlichkeit, die Zeit, die sich der Arzt für seine Patienten nimmt, das Praxisambiente etc. haben hierbei eine mal mehr oder weniger große Bedeutung.  

Wenn man nicht auf Empfehlungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zurückgreifen kann oder sich anderweitig informieren möchte, kommen die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossenen „Arztbewertungsportale“ ins Spiel. Diese erfreuen sich allergrößter Beliebtheit bei Patienten und auch bei dem einen oder anderen Mediziner. 

Wie funktionieren diese Portale? Derjenige, der eine Bewertung abgeben möchte – im Folgenden „Benutzer“ - muss sich zuerst anmelden. Das geht einfach über das Ausfüllen einer Eingabemaske, die nur wenige Informationen abfragt. Meistens reicht eine e-mail-Adresse, ein selbst ausgedachter Benutzername und ein ebenfalls selbst erdachtes Passwort. Fertig! Die besseren der Portale verschicken dann eine e-mail an die hinterlegte e-mail-Adresse mit einem sogenannten Aktivierungslink, der, sobald angeklickt, das soeben angelegte Benutzerkonto freischaltet. Das war´s! Jetzt kann man beliebig viele Ärzte bewerten. Die Portalbetreiber wissen nicht, wer der Benutzer in Wirklichkeit ist und ob er bei den bewerteten Ärzten überhaupt Patient ist/war. Zwar bestätigt er während der Anmeldeprozedur die Nutzungsbedingungen, die natürlich nur echte Patienten mit echten Erfahrungen und ihren echten Meinungen fordern, aber kontrolliert wird so etwas nicht. Wie auch? 

Diese Unzulänglichkeiten im System der Portale machen sich aber auch einige wenige Ärzte zu Nutze. Wie oben dargestellt, braucht man für ein Benutzerkonto lediglich eine e-mail-Adresse. Und die kann man sich heutzutage für wenig bzw. gar kein Geld zu hunderten und tausenden beschaffen. Der Trick besteht jetzt darin, sich mit einer Unzahl von gefälschten Benutzerkonten bei den Portalen selbst zu bewerten. 

Unser Dr. XXL war hier ein wahrer Künstler, der es bei dem bekannten Portal „DocInsider“ auf mehr als 2.200 (!!!) positive Bewertungen gebracht hat, die allerdings zwischenzeitlich entfernt wurden. Der Durchschnitt aller dort vertretenen Ärzte liegt bei weit unter einer Bewertung! 

Die einzige und leider noch nicht einmal zuverlässige Überprüfung der Bewertungen seitens der Portalbetreiber könnte über den Abgleich der IP-Adressen der verwendeten Benutzer-Computer stattfinden. So würde man lediglich erfahren, ob von einem bestimmten Computer mehrfach Bewertungen abgegeben wurden. Abhilfe kann hier nur die verifizierte Erfassung der Beutzer beispielsweise über ein Post-Ident-Verfahren schaffen. Die bislang einzig verlässlichen Bewertungsplatformen stellen die einiger Krankenkassen dar, die nur nach tatsächlich erfolgtem Arztbesuch ihren Mitgliedern eine Bewertung ermöglichen. 

Fazit: Alle Arztbewertungsportale, insbesondere die freien, sind mit Vorsicht zu genießen. Wenn ein Arzt dort über eine auffällig hohe Anzahl positiver Bewertungen verfügt, ist ein gesundes Misstrauen angebracht. Hier ist die Wahrscheinlichkeit der betrügerischen Selbstbewertung sehr hoch. Selbst authentische Bewertungen von Patienten sind lediglich dazu geeignet, sich eine grobes Bild der Praxisausstattung, des Personals, der Wartezeiten etc. zu machen. Die Fachkompetenz des Mediziners können solche Portale über die subjektiven Meinungsäußerungen der Benutzer nicht vermitteln. Gerade darauf aber kommt es in erster Linie an. 

Unser Tipp:

Vertrauen sie nicht auf Bewertungsportale, wenn es um ihre Gesundheit geht! Eine gründliche Vorbereitung auf die anstehende Behandlung ist der wohl beste Weg, um das eigene Urteilsvermögen zu schärfen und die bestmögliche Auswahl zu treffen.