Das heutige Patient-Arzt-Verhältnis unter den Voraussetzungen der Gesundheitsreform

 

Die fortschreitende Einschränkung der Krankenkassenleistungen für medizinische, medizintechnische und therapeutische Leistungen in Folge der Gesundheitsreformen hat zunehmend nachteilige Auswirkungen für den Patienten.

Wurde vor den diversen Stufen der Gesundheitsreform der überwiegende Teil dieser Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen mit den Ärzten verhandelt, vereinbart und getragen, steht der Kassenpatient heute vor dem Problem, sich mit dieser Materie selbst - und zumeist alleingelassen - mit folgenden Schwerpunkten auseinander setzen zu müssen:

  • Auswahl der für mich richtigen, besten und bezahlbaren Behandlungsmethode.
  • Arztwahl nach Leistungskompetenz und Vertrauen.

Die Krankenkassen z.B. dürfen aus Wettbewerbsgründen nicht einmal Empfehlungen für vertrauenswürdige und dem Wohl der Patienten zugewandte Ärzte aussprechen.

Insbesondere bei allen Zahnersatz-Leistungen beteiligen sich die gesetzlichen Kassen nur mit einem Festzuschuss nach Grundversorgung. Alle darüber hinaus gehenden Leistungen sind vom Patienten selbst zu finanzieren. Nur mit einer privaten Zusatzversicherung kann die Eigenbeteiligung an den oft beträchtlichen Behandlungskosten minimiert werden.

Hieraus ergeben sich weitere Probleme für den ratsuchenden Patienten, da das Patienten-Arzt-Verhältnis mehr und mehr von einer kaufmännischen Komponente überlagert wird. Dem Arzt eröffnen sich zunehmend neue und für den Patienten meist kostenintensive Behandlungsmöglichkeiten, die nunmehr ausschließlich Privatleistungen sind. In dem ohnehin ungleichen Patienten-Arzt-Verhältnis wird es für den Patienten immer schwieriger zu erkennen, ob der Arzt eine effiziente und bedarfsgerechte Behandlung offeriert oder eher unter dem Motto berät: je teurer – je besser! Mehr und mehr ist zu beobachten, dass Ärzte sich unter diesem Aspekt von einer patientenorientierten zu einer verkaufsorientierten Praktizierung verleiten lassen.

Somit ist der Patient mit dem vermehrten Wettbewerb der Ärzte untereinander und der daraus resultierenden, zunehmenden und häufig beschönigenden Werbung der praktizierenden Ärzte konfrontiert. Sogenannte Internet-Bewertungsportale suggerieren dem ratsuchenden Patienten zudem eine vermeintlich neutrale Bewertung von Ärzten und ihren Leistungen.

Und als wenn das Alles nicht schon problematisch genug wäre:

Ein Patient mit Zahnersatz-Problemen hat in den meisten Fällen sehr kurzzeitigen Beratungs- und Behandlungsbedarf!

Der Patient kommt immer noch mehrheitlich und zu recht mit der Erwartungshaltung zu einem Arzt, dass dieser sich den ethischen Grundsätzen der Medizin verpflichtet sieht. Er erwartet eine dem Fall angemessene Beratung und Behandlung und folgt seinem Arzt vertrauensvoll. 

 

Wenn ein Arzt gegen das Wohl und Interesse des Patienten praktiziert 

Umso schlimmer für einen Patienten, wenn er im Nachhinein feststellen muss, dass der Arzt dieses Vertrauen von der Beratung bis zur Behandlung ausgenutzt hat, um seinen Kunden (Patienten) zu übervorteilen. Noch drastischer, wenn der Arzt eine überteuerte Behandlung nicht sachgerecht durchgeführt und der Patient weitere, kostenintensive Folgeschäden erlitten hat.

Aus den letztgenannten Gründen und zunehmenden Fällen leidgeprüfter Patienten hat sich über Jahre die Patienteninitiative Hannover (PI) gegründet und weiter entwickelt. Bis heute haben sich mehr als 120 geschädigte Patienten eines einzigen Zahnarztes in dieser Initiative über das Internet, die Unabhängige Patientenberatung Hannover und auf anderen Wegen zusammen gefunden. Diese hohe Zahl Geschädigter ist nach unserer Einschätzung nur die sogenannte Spitze des Eisberges und zeigt deutlich:

Dieser Zahnarzt missbraucht das Patient-Arzt-Verhältnis ausschließlich zu seiner persönlichen Bereicherung und riskiert dabei die Gesundheit der Patienten, die ihm ihr Vertrauen geschenkt haben.

Im krassen Widerspruch hierzu steht/stand die übermäßig hohe Anzahl von positiven Meinungen zu diesem Zahnarzt Dr. „XXL“ in den sogenannten Internet-Bewertungsportalen. Wer eigentlich hat diesen Zahnarzt häufig an die Spitze der vermeintlich besten Ärzte gepostet? Nach der Analyse der Portale durch die PI gibt es eine plausible, für den besagten Dr. XXL wenig schmeichelhafte Erkenntnis!

Die Rahmenbedingungen und Auswirkungen der Gesundheitsreform dokumentieren deutlich den weiteren Handlungsbedarf des Gesetzgebers. Die Lücken, in denen skrupellose Ärzte ihren persönlichen Vorteil suchen und finden, müssen schnellstmöglich geschlossen werden. Der Ratsuchende und Behandlungsabhängige Patient hat ein Anrecht auf eine angemessene, faire und vertrauenswürdige Arzttätigkeit. 

Wir sehen hierbei neben dem Gesetzgeber auch die politischen und öffentlichen Einrichtungen, wie z.B. die Zahnärztekammern in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass ein verlässliches Patient-Arzt-Verhältnis zum Wohle der Patienten sichergestellt wird 

Auch die Gerichte sind aufgefordert, sich mit den aktuellen Rahmenbedingungen der Gesundheitsreform umfassend auseinander zu setzen, damit bei derart problematischen Ärzten wie Dr. XXL die Geschädigten nicht noch zusätzlich durch fragwürdige Urteile benachteiligt werden.